Ein halbes Jahr im Kulturbüro - meine Eindrücke und Erfahrungen

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06.08.2020 Lara-Sofie Boland

Ein halbes Jahr im Kulturbüro - meine Eindrücke und Erfahrungen

Hallo, ich bin Lara-Sofie und mache eine Ausbildung zur Verwaltungswirtin bei der Stadt Duisburg. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch gerne etwas über meine Eindrücke und Erfahrungen aus meiner Zeit im Theater erzählen. Mitte Februar begann mein zweiter Amtseinsatz im Kulturbüro. Ich hatte keine Ahnung was mich dort erwarten würde, aber mir war klar, dass dort kein typischer Verwaltungsalltag auf mich zukommt.



 

An meinem ersten Tag wurde ich von der Amtsleitung empfangen und bekam einige Infos über das Theater. Ich hatte mein eigenes Büro und wurde herzlich von meinen neuen Kolleginnen und Kollegen empfangen, sodass ich mich schnell wohlfühlte. Zudem bekam ich eine sehr interessante Theaterführung. Bisher hatte ich das Theater lediglich von außen gesehen. Beeindruckend wie groß so ein Theater ist und wie viele Leute hier arbeiten. Ich durfte hinter die Bühne, in den Kleiderfundus, in die Lichtkammer und viele andere Räume die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Es war überwältigend zu sehen wie viele Kostüme, Accessoires und Schuhe im Fundus waren. Als ich erfuhr, dass es einen noch größeren Fundus gibt, konnte ich mir immer besser vorstellen wie viel Arbeit hinter einer einzigen Theateraufführung steckt. Jeder Scheinwerfer wird händisch eingestellt und es werden neben den Schauspielern noch eine Menge Leute benötigt, damit ein Theaterstück reibungslos abläuft.  Es gibt viele Kleinigkeiten und alles muss perfekt aufeinander abgestimmt sein, damit alles reibungslos ablaufen kann. Es sind regelmäßig Proben und es braucht manchmal viel Geduld bis es gelingt.

 

 

Leider begann dann die Corona-Pandemie und ich hatte nicht mehr die Möglichkeit mir ein Theaterstück anzusehen. Es wurde seltsam ruhig im Theater. Es sind keine Musiker mehr vor Ort die ihre Stücke üben und deren Musik man lauschen kann, keine Theaterproben oder Schausteller die in Kostüm und Maske an deinem Büro vorbeihuschen. Zwischen durch wurde ich dann für zwei Monate in ein anderes Amt abgeordnet. Doch nach zwei Monaten durfte ich ins Kulturbüro zurückkehren. In dem Amt wohin ich abgeordnet wurde herrschte ein typischer Büroalltag, an den ich mich zu Beginn erstmal gewöhnen musste.
Anfang Juli nahm ich meine Ausbildung im Theater wieder auf. Die Corona-pandemie war immer noch da und machte uns einen Strich durch die anstehenden Events. Das Traumzeitfestival konnte nicht im normalen Rahmen stattfinden und Euro-Rock fiel komplett aus, aber an Arbeit hat es uns trotz allem nicht gefehlt.
Durch den Einsatz im Kulturbüro bekam ich viele neue und interessante Einblicke in die Welt der Kunst. Mir war nie bewusst wie viel Arbeit hinter vermeidlichen Kleinigkeiten stecken.  Meine Ausbilderin ist für die Kultur im öffentlichen Raum zuständig und ich habe mir ihr zusammen eine Bestandsaufnahme gemacht. Alle Kunstwerke in den Stadtbezirken wurden aufgesucht, fotodokumentiert und mit der vorhandenen Liste abgeglichen. Wahrscheinlich ist vielen gar nicht klar wie viel Kunst in unseren Bezirken steht. Wenn ich an das Krokodil im Stilmuspark in Duisburg Neumühl denke. Ein inzwischen eher unscheinbarer Baumstamm, dem die Natur über die Zeit zugesetzt hat. Aber bei genauerer Betrachtung ist das Krokodil noch gut zu erkennen. Ich habe meinen Großvater nach diesem Kunstwerk gefragt und der konnte sich noch an seine Kindheit erinnern in der er mit Freunden auf dem Krokodil geschaukelt hatte. Früher spielte Kunst offensichtlich eine viel bedeutendere Rolle als heut zutage, viele Kinder und Jugendliche erkennen ein Kunstwerk meistens nicht. Dies ist sehr schade, weil Kunst einem viel im Leben geben kann. Für manche ist sie ein Zufluchtsort ist an den man entfliehen kann, einfach mal alleine sein und sich nur auf diese eine Sache konzentrieren, einfach alles andere ausblenden, nur du und die Kunst.


Wir haben  über 150 Kunstwerke in Duisburg und wahrscheinlich kennen viele nur ein Bruchteil von ihnen.  Ich selber kannte nur die Hälfte aller Kunstwerke im öffentlichen Raum in meinem Stadtteil, das hat mich schon etwas schockiert. Kunst sollte in unserem Leben eine Rolle spielen, sonst gerät sie in Vergessenheit. Wir haben so viele kulturelle Angebote in unserer Stadt und nehmen sie zu wenig war. Das offene Atelier, die Philharmoniker, Euro-Rock und Traumzeitfestival sind nur einige Dinge die jährlich stattfinden, es ist für jeden etwas dabei. Ich war schon in anderen Städten, um Festivals und Theaterstücke zu besuchen, aber noch nie in Duisburg. Bisher habe ich nie darüber nachgedacht warum. 
Ich durfte mit meiner Ausbilderin zusammen bei den Vorbereitungen fürs offene Atelier helfen und bei vielen andern Aufgaben die mir neue Einblicke gewährten. Langweilig wurde es nie. Immer wieder wartete eine neue Aufgabe auf mich. Jedes Mal musst ich mich in die Aufgabenrein finden und mich über vieles informieren, aber das half mir zu verstehen. Durch die Zeit im Kulturbüro ist mir klar geworden ich möchte die künstlerische Seite Duisburgs kennenlernen. Ich war noch nie im Duisburger Theater, dass muss ich unbedingt nachholen wenn es wieder möglich ist.  Erst wenn etwas einem nicht mehr möglich ist hat man das Verlangen es zu machen.  In eine Ausstellung zu gehen oder ein Museum zu Besuchen.  All das würde ich jetzt gerne machen und durch mein halbes Jahr im Theater habe ich Lust dazu bekomme mehr Kunst und Kultur in mein Leben zu lassen. Kunst ist nicht immer eintönig und befasst sich mit alten Werken, die Kunst geht auch mit der Zeit und das war mir bisher nicht so bewusst gewesen.
Das sind nur einige Eindrücke die ich gemacht habe, aber um alles mit euch zuteilen bräuchte ich mehr Zeit und es würde wahrscheinlich schon ein kleines Buch werden. Je länger man in der Kultur arbeitet, umso  mehr lernt man kennen. Ich glaube, dass immer etwas Neues auf einen wartet und dass man in diesem Amt nie auslernen wird. 


Alles in allem lässt sich sagen, dass dieser Amtseinsatz alles andere als ein normaler Verwaltungsalltag war, aber auf sein Art und Weise besonders und unvergesslich. Ich bin froh die Möglichkeit gehabt zu haben dieses Amt kennenzulernen und all diese neuen Erfahrungen für mein restliches Leben erhalten zu haben. Auch wenn ich in meine sechs Monaten wahrscheinlich nur eine Teil des Amtes kennengelernt habe und nicht den vollkommenen Umfang, was in dieser kurzen Zeit schier unmöglich gewesen wäre.
Ich möchte meinen Ausbildern und allen Kolleginnen und Kollegen aus dem Theater danken, dafür dass sie mir diesen unvergesslichen und einzigartigen Ausbildungsabschnitt ermöglicht haben.
Lara-Sofie Boland